Schlaf - Helfer des Lebens

Bereits der griechische Dichter Homer (ca. 850 v. Chr.) beschäftigte sich mit dem Phänomen des Schlafes und bezeichnete ihn als „kleinen Bruder des Todes“. Da man sowohl im Schlaf als auch im Tod das Bewusstsein verliert, galt der Schlaf als „unvollständiger Vollzug des Todes“.

Seit dieser Zeit sucht der Mensch nach Erklärungen für den Schlaf und das Phänomen ist bis heute noch nicht vollständig gelöst. Die Erkenntnis der Antike, dass Schlaf „die periodische Ruhe der Sinnesorgane und des Bewegungsapparates bedeutet, in der der Körper neue Kraft schöpft“, ist bis heute unumstritten. Aufgrund der modernen Wissenschaft weiß man mittlerweile sogar, dass Schlaf nicht nur Erholung von etwas ist, sondern die Grundlage für etwas – die Grundlage für das Leben!

Es hat also seinen Sinn, warum wir ein Drittel unseres Lebens verschlafen.

 

Was ist Schlaf?

Schlaf ist eine der wichtigsten Verhaltensformen von Mensch und Tier!

Da selbst Skorpione, Fliegen und Kakerlaken diesem Schlafgebot gehorchen, dürfte sich das Schlafbedürfnis bereits vor mehr als einer halben Milliarde Jahre entwickelt haben.

Doch woraus hat es sich entwickelt? Wahrscheinlich aus der jedem Lebewesen innewohnenden Tag-Nacht-Uhr, die Stoffwechsel und Verhalten an die Umdrehung der Erde koppelt. Diese Tag-Nacht-Uhr findet sich bereits in einfachen Bakterien und wird uns jedes Mal bewusst, wenn wir mehrere Zeitzonen überflogen haben und deswegen am helllichten Tag todmüde sind. Zwar ist solch ein „Jetlag“ nichts schlimmes, aber die Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus bringt den Organismus schon schwer durcheinander. Und je nach Größe der Zeitverschiebung kann es Tage bis 2 Wochen dauern, bis sich der Körper auf den neuen Rhythmus umgestellt hat.

 

Warum ist ein gesunder Schlaf so wichtig?

Schlaf ist zwingend notwendig – nur im Schlaf laufen die Regenerationsprozesse ab, die für die Wachzeiten benötigt werden. Dabei ist Schlafen nur scheinbar eine Zeit der Ruhe – tatsächlich läuft der Organismus in der Nacht aber auf Hochtouren. Während die Muskulatur weitgehend Pause hat, sind Gehirn, Immunsystem und Körperzellen hochaktiv. Unter anderem laufen die Eiweißsynthese und Zellregeneration auf Hochtouren, im Gehirn sprießen neue Nervenzellen. Zeitweise verbraucht das
Gehirn im Schlaf sogar mehr Energie als im wachen Zustand.

 

Nächtliches Wachstum und Regeneration

Während der Hund schläft, schüttet sein Körper große Mengen an Wachstumshormonen aus. Welpen wachsen daher sozusagen „über Nacht“. Beim erwachsenen Hund sorgen die Wachstumshormone
dafür, dass die Zellen sich regenerieren und die nötigen Reparationsmechanismen ablaufen können – wer zu wenig schläft, altert schneller! Auch der Muskelaufbau erfolgt nachts.

 

Herz und Kreislauf erholen sich im Schlaf

Während des Schlafs fällt der Blutdruck ab und der Puls verlangsamt sich – Herz und Gefäße werden entlastet. Diese Erholung senkt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

 

Schlaf fördert das Immunsystem

Nachts konzentriert sich das Immunsystem besonders effektiv auf die Abwehr von Krankheitserregern und das Eindämmen von Entzündungen. Bereits ein kurzfristiger Schlafmangel kann das Immunsystem deutlich schwächen. Und nicht umsonst heißt es, dass „man sich gesund schlafen soll“.

 

Informationsverarbeitung und Lernen im Schlaf

Was Hunde am Tag lernen und aufnehmen (Wissen + Erfahrungen) wird im Schlaf nochmals verarbeitet und dann im Langzeitgedächtnis abgespeichert. Danach können diese Informationen bewusst und aktiv abgerufen werden. Auch Fähigkeiten, die automatisch, ohne nachzudenken eingesetzt werden, werden im Schlaf verknüpft und dann im Verhaltensgedächtnis abgespeichert. Dazu gehören v.a. motorische Fähigkeiten (Laufen, Schwimmen, Balancieren) und das Einüben überlebenswichtiger Instinkte. Und selbst die Verarbeitung emotionaler Eindrücke und Erlebnisse erfolgt im Schlaf. Schlafmangel hingegen behindert den Lernerfolg, stört das Konzentrationsvermögen und senkt das Erinnerungsvermögen.

 

Wieviel Schlaf braucht mein Hund?

Der Begriff „hundemüde sein“ kommt nicht von ungefähr – denn während wir Menschen mit ungefähr 7-8 Stunden Schlaf am Tag auskommen, ist der Bedarf an Schlaf- und Ruhepausen bei unseren vierbeinigen Kameraden deutlich höher. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass erwachsene Hunde etwa 17-20 Stunden täglich ruhen oder schlafen, wenn sie die Möglichkeit dazu bekommen – Welpen, alte oder kranke Tiere sogar 20-22 Stunden.

 

Beim Hund ist Schlaf nicht gleich Schlaf

Zum Schlafbedarf Ihres Hundes gehört nicht nur der nächtliche Schlaf wie bei uns Menschen, sondern auch das Dösen und Ausruhen.

Dösen: Beim Dösen hat der Hund seine Augen zwar geschlossen, über Nase und Ohren wird alles wichtige in der Umgebung aber registriert. Sie müssen beispielsweise nur die Schuhe anziehen und Ihr vierbeiniger Freund wird erwartungsvoll neben Ihnen stehen.

Ausruhen: Beim Ausruhen können die Augen Ihres Tiers auch offen sein. Ihr Hund liegt einfach nur da, entspannt sich und sammelt neue Kraft. Auch diese Erholungsphasen werden zur Regeneration unbedingt benötigt.

Schlaf: Der eigentliche Schlaf dient nicht nur zum Erholen, nein, im Schlaf findet auch das Abspeichern von Erlerntem statt, das Erlebte wird verarbeitet und Erfahrungen und Wissen werden miteinander verknüpft.

 

Wie schlafen Hunde?

Wie bei uns Menschen reihen sich auch bei unseren Hunden verschiedene Schlafphasen aneinander an: Der Schlaf beginnt mit der Einschlafphase, gefolgt vom Leichtschlaf, der dann in den Tiefschlaf und anschließend in die sogenannte REM-Phase (rapid-eye-movement) übergeht. Zusammen stellen diese vier Phasen einen Schlafzyklus dar. Wir Menschen durchlaufen in einer Nacht ungefähr 4-5 solcher Zyklen mit einer jeweiligen Dauer von rund 90 Minuten und kommen somit auf 6-7,5 Stunden Schlaf. Beim Hund ist solch ein Zyklus mit knapp 20 Minuten deutlich kürzer, dafür folgen über 20 dieser Zyklen aufeinander, so dass sie nachts ähnlich lange schlafen wie wir.

 

Auch Hunde träumen!

In der REM-Phase finden die meisten Träume statt – daher wird sie auch Traumphase genannt. REM steht dabei für rapid-eye-
movement, also „schnelle Augenbewegungen“. Diese kann man sehr schön durch die geschlossenen Lider des Hundes erkennen. Und oft bewegen sich nicht nur die Augen unter den geschlossenen Lidern, der ganze Hundekörper kann zucken, die Beine Laufbewegungen andeuten und merkwürdige Laute aus der Kehle kommen – Ihr Hund verarbeitet beim Träumen, was er tagsüber erlebt hat.

Schlaf ist also wichtig – aber was passiert, wenn ein Schlafdefizit entsteht? Wie wirkt sich Schlafmangel aus? Und welchen Einfluss haben bestimmte Erkrankungen auf den Schlaf?

Lesen Sie hierzu mehr in der nächsten Ausgabe „Leben mit Tieren“.

Bis dahin: Schlafen Sie und Ihr Vierbeiner gut!

 

Dr. Anja Hesse
Kleintierzentrum Vitale Mitte,
Staufenberg
http://www.kleintiermedizin-drhesse.de/

 

kurzgefasst

  • Schlaf ist eine der wichtigsten Verhaltensformen von Mensch und Tier!
  • Erwachsene Hunde verbringen täglich etwa 17-20 Stunden mit Ruhen oder Schlafen, wenn sie die Möglichkeit dazu bekommen. Welpen, alte oder kranke Tiere sogar 20-22 Stunden.
  • Der Schlafzyklus des Hundes besteht wie bei uns Menschen aus Einschlafphase, Leichtschlafphase, Tiefschlafphase und Traumphase (REM-Phase).
  • Schlaf ist zwingend notwendig! Dabei ist Schlafen nur scheinbar eine Zeit der Ruhe – tatsächlich läuft der Organismus in der Nacht aber auf Hochtouren:
    Im Schlaf finden Wachstum, Muskelaufbau und Zellregeneration statt, Herz und Kreislauf erholen sich, Schlaf fördert das Immunsystem, Informationsverarbeitung und Lernen erfolgen im Schlaf.
  • Wer zu wenig schläft, altert schneller und ist krankheitsanfälliger!

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